Was kommt nach dem Kaolin?

Was unbestritten den Charme unseres Hirschauer Gemeinwesens ausmacht, ist, dass noch immer viele Bürger am Ort arbeiten. Das ist sicherlich auch einer der Gründe dafür, dass wir noch nicht zu einer langweiligen Schlafstadt zwischen Amberg und Weiden verkommen sind und über vergleichsweise umfangreiche Versorgungseinrichtungen verfügen. Da spielen wir in einer ähnlichen Liga wie Kemnath am Kulm, das uns auch insoweit ähnelt, als es solvente Unternehmen am Ort hat, die für einen angenehmen Zufluss an Gewerbersteuer sorgen. Kemnath und Hirschau unterscheiden sich jedoch in einem Punkt ganz deutlich: In Kemnath ist der Hauptarbeitgeber ein Werk von Siemens Helthcare mit ca. 1000 Beschäftigten. Außerdem befinden sich in Kemnath die Großmetzgerei Ponnath, ein Logistikzentrum des Unternehmens Simon Hegele und ein Produktionsbetrieb der Bayerland Molkereien. Im Gegensatz zu uns in Hirschau sind das bis auf den Logistiker alles Betriebe aus dem produzierenden Gewerbe, deren Wohl nur von der Marktentwicklung abhängig ist. Wir haben dagegen zwar „den Conrad“, aber mit den Kaolingruben Unternehmen vor Ort, die sowohl vom Markt als auch von dem abhängig sind, was der Untergrund an Kaolin, Quarz und Feldspat hergibt. Und Letzeres zeigt: Es wird eine Ende geben; wir wissen jedoch noch nicht genau, wann.

Das Seenland als Hirngespinst

Das führt uns jetzt zur Frage, wie es in der Zeit danach weitergehen soll. Was ich gehört habe, dürfte das angedachte Seenland ein Hirngespinst sein, weil, grob gesprochen, die Wassermenge, die die umliegenden Bäche in die Gruben transportieren könnten, so gering ist, dass es Jahrzehnte dauern würde, bis die Grube voll ist, zumal wahrscheinlich dann auch noch ab einer gewissen Wasserfläche die Verdunstung und die Versickerung höher wären als der Zulauf. Ganz nebenbei müssten wir auch noch den Teichwirten erklären, dass sie jetzt besser umsatteln sollten.

Bei meinen Recherchen im Internet bin ich auf eine einzige Kaolingrube in Deuschland gestoßen, die tatsächlich als See angelegt ist: Der Tongrubenweiher in Alpenrod ist aus der ehemaligen Kaolingrube Böhmsfund entstanden. Heute ist diese Grube im Westerwald mit Wasser vollgelaufen und hat durch die Tonschicht am Boden eine einzigartige Wasserfarbe. Die nötige Wassermenge dieser viel kleineren Grube – vergleichbar vielleicht mit den Gruben in Krickelsdorf oder Kainsricht – kommt auch vom sich sammelnden Grundwasser des benachbarten Ton-Tagebaus, das zusätzlich in den Weiher gepumpt wird. Ansonsten bringt uns das Internet nicht weiter.

Das Eden Projekt

Das Eden Project ineiner ehemaligen Kaolingrube

Auf ein ganz verrücktes Projekt, das uns vielleicht zum Denken anregen könnte, ist unser grüner Freund Ralph Brandt gestoßen. Er war im Urlauf in Cornwall und ist dort auf das „Eden Project“ gestoßen; auf ein großartiges Projekt in einer ehemaligen Kaolingrube. Er hat auch „Das Handbuch“ von dort mitgebracht, dessen Tieleseite auch diesen Beitrag ziert und das sich Interessierte sicherlich von Ralph ausleihen könne.

In Wikipedia heißt es zum „Eden Project“:

„Das Eden Project ist ein botanischer Garten bei Bodelva in Cornwall, England, etwa acht Kilometer nordöstlich von St Austell. Die Anlage ist rund 50 Hektar groß und stellt eine bedeutende Sehenswürdigkeit im Süden Englands dar: 2011 wurde sie von über einer Million Menschen besucht … Das Eden Project entstand … in einer stillgelegten Kaolingrube nahe St Austell. Von der Idee im Jahr 1995, dauerte es sechs Jahre bis zur Eröffnung der Anlage am 17. März 2001. Charakterisiert wird der Garten durch die zwei riesigen Gewächshäuser, die aus jeweils vier miteinander verschnittenen geodätischen Kuppeln… bestehen. Hier werden verschiedene Vegetationszonen simuliert. Die Gewächshäuser des Eden Projects sind derzeit die größten der Welt…

Die Perspektive

Wo ähneln sich die Voraussetzungen von St. Austell und Hirschau? Beide Städte liegen in der Provinz. St. Austell etwas mehr als Hirschau. Die nächsten Großstädte Nürnberg und Regensburg sind von uns aus in weniger einer Stunde zu erreichen. Von St. Austell fährt man etwa eine Stunden nach Plymoth, das etwas 260 000 Einwohner hat. An sich wären folglich unsere Voraussetzungen, was die Anbindung an Großräume betrifft, bei uns so gar etewas besser.

Ich will damit nicht sagen, dass wir das so übernehmen könnten. Das sicher nicht, denn in dem Projekt stecken umgerechnet knapp 63 Mio. €, was zu einem großen Teil aus Lottogeldern stammt. Was ich aber sagen will, ist, dass wir sehr große und tiefe Gruben in Hirschau haben und wir wahrscheinlich auch groß denken müssen, wenn es um die Nachnutzung geht. Und dazu müssen wir uns jetzt Gedanken machen und mit den Verantwortlichen sprechen. Es gab ja schon Ansätze: Vor vielen Jahren gab es in der Grube eine Veranstaltung mit Musik, Filmen und einer gigantischen Wasserperformance. Das war schon mal ein Anfang, bei dem es leider geblieben ist. Lasst uns weiterdenken!

Bildnachweis: href=“https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Eden_Project_Panorama_1.jpg“><img width=“800″ alt=“Eden Project Panorama 1″ src=“undefined“></a>

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